Der Ihrler Michl (26.1.1861-3.12.1939)
Großmehring


Er hatte das Anwesen beim heutigen Maler Schwärzer (Haus-Nr. 38, Am Hang 8). Es war ein kleines Anwesen. Die Gebäude standen anders als heute. Man musste durch den Hof fahren. Er lebte dort zusammen mit seiner Schwester Theres.

Er ging gerne in die Wirtschaft Fa (Fahn, heute Regensburger Straße 9). Wenn ihm Geld auf den Boden fiel, ließ er es liegen und tat damit so, als ob er es nicht nötig hätte, es aufzuheben ("Ach das ist mitterbemittelt."). Die Lena wollte ihren Onkel mit allen Mitteln überreden, zum Beichten zu gehen, auch mit Geld (5 Mark?). Doch der Michl zog es vor, lieber zum Fa zu gehen.

Bis heute ist es auch nicht vergessen, dass er einmal in der Starkwirtschaft war und von dort aus weiter zum Fa wollte. Allerdings bog er einen Hof zu früh ab und ging zum Jungbaun anstatt zum Fa. Als er in die vermeintliche Gaststube eintrat, soll er auf Hochdeutsch gesagt haben: "Die Gaststube ist ganz leer, nur die alte Jungbäurin sitzt da und strickt." Man muss dem Ihrler Michl jedoch zugestehen, dass der Weg von der Straße ins Haus und von der Haustüre in die (Gast-)Stube beim Fa und beim Jungbaun sehr ähnlich war. Außerdem muss man zu seiner Entschuldigung sagen, dass er in der Regel schon von einer anderen Wirtschaft (Wassermühle oder Ziegelei)kam und vielleicht schon nicht mehr ganz nüchtern war. Meine Onkeln, die ihn noch in Erinnerung haben, sagen, dass er einfach ein Sonderling war. Wenn sein Neffe, der Klement Ihrler, beim Fa war, ist der Ihrler Michl nicht hineingegangen. Warum weiß heute keiner mehr. Der Ihrler Michl kaufte das Gehör (gesprochen "Kor", in der Flurkarte als "Insel" genannt, Flur-Nr. 5417, 5418/2 und 5423) vom Stangl (Schreibname Heindl) und forstete es zum Teil auf. Die Leute sagten, dass er ganz schön dumm sei, so ein Klump gekauft zu haben. Es wurde jedoch ein schönes Holz. In Bezug auf seinen Nachlaß soll er - auf Hochdeutsch - gesagt haben: "Das Kor kommt dahin, wo es hergekommen ist." Er meinte damit die Frau seines Neffen Klement, die eine Stangltochter (Luise Heindl) heiratete. Den Teil donauaufwärts bekam dann auch sein Neffe Klement Ihrler, dessen Vater 1882 in den Sandschneiderhof heiratete. Den Teil donauabwärts bekam der Riapegergl Phons (Alfons Schneider, wie verwandt??). Mein Vater, Johann Ihrler, kaufte am 30.12.1969 einen Teil dem Riape Gergl Phons ab, so dass noch ein Teil des Gehörs zum Sandschneider kam. Die Wiese (3-eckig) pachtete mein Vater vom Riapegergl Phons. Ich kann mich noch erinnern, als er den größten Teil abholzte und es zu einem guten Acker machte, der jedoch häufig vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die ganze Fläche wurde an die RMD (Rhein-Main-Donau-Kanal AG) 1986 vertauscht und ist zum Großteil im Stausee verschwunden. Wenn man von der Donaubrücke flußabwärts schaut, sieht man links eine Ausbuchtung des Sees. Das ist der einzige Hinweis, der heute noch von diesem Flächenstück da ist.

Seine ebenfalls ledig gebliebene Schwester Theres starb am 10.2.1931 im Alter von fast 82 Jahren. Die letzten 4 bis 5 Jahre lebte der Ihrler Michl wegen Krankheit beim Sandschneider. Er wohnte zusammen mit seiner ledigen Nichte, der Lena (Magdalena), im Stüberl (Haus-Nr. 25). Das Anwesen wurde noch zu seinen Lebzeiten an den Maler Schwärzer Sepp verkauft. Sein Neffe, Klement Ihrler, kümmerte sich um sein Erbe.

Mein Onkel mütterlicherseits Hans (Mentlwastl Hans) sagt, dass der Michl den Ihrlerhof (Haus-Nr. 41, heute Wallner in der Ringstraße 11) verkauft hat und auf die Walz ging. Das könnte erklären, wie der Ihrlerhof an die Donaubauer kam. Offen ist (dies wird noch nachgeforscht werden), ob die Donaubauer, die den Ihrlerhof kauften oder anderweitig erwarben, mit der Mutter vom Michl, die eine geborene Donaubauer war, verwandt sind. Sein Vater Michael starb im Alter von knapp 79 Jahren am 11.10.1901 als Gütler im Haus-Nr. 41. Seine Mutter starb ebenfalls in Haus-Nr. 41 am 17.9.1903. Bereits ein Jahr später ist ein Wendelin Donaubauer auf Haus-Nr. 41 im Sterbebuch belegt: Maria Donaubauer, Kind der Gütlerseheleute Wendelin und Maria Donaubauer starb im Alter von 11 Wochen im Haus-Nr. 41 am 17.10.1904. Wendelin Donaubauer war der Cousin von Michl. Er verkaufte sein Anwesen Haus-Nr. 64 (aus diesem Anwesen stammte die Mutter von Michl, heute Dunz, Sterzl?(1820 heißt es nach den alten Haus-Nummern Haus-Nr. 86, 1828 heißt es Haus-Nr. 66, 1830 Haus-Nr. 65 und 1901 Haus-Nr. 64!)) und zogen auf den Ihrlerhof. Haus-Nr. 64 wurde über einen Juden an ... verkauft. Ab diesem Zeitpunkt blieb dem Anwesen Ihrler nur der Hausname Ihrler, der bis heute noch vereinzelt benutzt wird.

Der Michl war offensichtlich der Hoferbe für den Ihrlerhof. Denn sein Bruder Clement Ihrler heiratete 1882 in den Sandschneiderhof. Die Zwillinge Johann und Petrus sind wahrscheinlich früh gestorben.

Der Katasterauszug von Haus-Nr. 38 (heute Josef Schwärzer, Am Hang 8): Am 16.9. 1907 erkauften Ihrler Michael und Ihrler Theres das Anwesen für 5500 Mark. Theres lebte dort bis zu ihrem Tod 1931, Michl bis etwa 1935. Laut unserem Nachbarn Schwärzer Sepp kaufte Michl vorher das Haus gegenüber vom Schusterwastl (Hausnr. 26?).

Es könnte also so gewesen sein, dass der Michl zwischen 1903 und 1907 auf der Walz war. Wo war aber dann die Theres in dieser Zeit (vielleicht eben in Haus-Nr. 26)? Ein weiterer Punkt, der für die Walz spricht, ist, dass der Michl vieles nach der Schrift redete.

Als ich 1982 für ein Jahr zum Studieren nach Ecuador ging, soll die Mentlwastloma gesagt haben, dass ich doch nicht etwa dem Ihrler Michl nachgerate.

Offen ist auch noch wie die beiden benachbarten Anwesen Haus-Nr. 38 und 41 zusammengehörten. Auf Nr. 41 waren (spätestens) ab 1831 bis 1903 Ihrler. Auf Nr. 38 wohnte ab 1854 nach seiner Heirat Martin Ihrler. Ab 1866 wohnte er jedoch schon in Haus-Nr. 133. Dann ist bis zum Michl 1907 kein Ihrler mehr auf Nr. 38 belegt. Aus dem obengenannten Katasterauszug gehörte das Anwesen bis 1899 Andreas Gulden und dessen Ehefrau Rosina, geb. Blitz. Die Gulden (bzw. Gulder) gingen nach Westenhausen. Onkel Hans weiß noch, dass die Westenhausener Gulder bei unserem Nachbarn Gulder einkehrten, wenn sie nach Kösching zum Wallfahrten gingen. So waren vermutlich verwandt. Am 2.9.1899 erkauften Johann und Theres Kaltenecker das Anwesen und 1907 der Michl und die Theres.

Noch ein paar Sprüche von diesem Original: "Wenn ich geld hätte, dann würde ich ganze Fässer bezahlen". "Schwester Theres mach auf, dein Bruder Michel steht draußen."

Der Ihrler Michl starb als Privatier und ledig mit 78 Jahren am 3. Dezember 1939 an Schlaganfall, Herzlähmung. Er wurde am 5. Dezember von einem Priester namens Burger (wahrscheinlich doch Pfarrer Buckl) in Großmehring beerdigt.

Am 22.4.1940 wurde laut Notarsurkunde sein Nachlaß verteilt: Es erbten zu je einem 5tel: Maria Koch war die Schwester vom Michl, Klement und Magdalena Ihrler waren Neffen über seinen 1924 verstorbenen Bruder Klement. Georg Schneider und Theres Bachner waren wahrscheinlich auch Nichten.

Ohne der Hoffläche handelte es sich um eine Fläche von 8,0313 ha. Therese Bachner erbte das "Wohnhaus Nr 38 1/2 in Großmehring mit Wirtschaftsgebäuden zu 0,0153 ha"(Pl.Nr. 63?2). Weiter heißt es auf Seite 5 der Urkunde : "Von dem der Frau Therese Bachner zugedachten Grundstück Pl.Nr. 63 ab ist ein Teil bereits zu Lebzeiten des Erblassers verkauft". Sie erhielt dafür den Verkaufserlös samt Zinsen von 845,95 DM. Onkel Klement erzählt, dass das Anwesen bereits von Michl selber, mit Unterstützung seines Neffen Klement verkauft wurde. Die oben zitierten Sätze aus der Urkunde zeigen wohl, dass nur ein Teil verkauft und weggemessen wurde. Der Stüwe mit 153 qm war wohl noch im Eigentum des Michl bis zu seinem Tod. Der Stüwe wurde an einen Dornas, der Wollhändler war, verkauft. Der Schneider Betz wohnte dann dort, vermutlich in Miete. Kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde der Stüwe abgerissen und das heutige Haus von dem Maurer Schneeberger Hias hingestellt. Wenn man vom Bach aus die Klinge hinauffährt, steht das kleine Haus rechts. Ich kann mich noch daran erinnerm, dass eine Frau Schneeweis in dem Haus gewohnt hat. Das Haus wurde vom Maler Schwärzer gekauft. Eine kurze Zeit wohnte sein Sohn Wolfgang in dem Haus. Er hat sich dann ein Haus zwischen dem ehemaligen Stüberl und dem Haus vom Maler gebaut.

Die Felder, die nach Oberhaunstadt gingen, kaufte 1966 mein Vater Johann Ihrler von den Nachkommen und kamen so zum Sandschneider (Kaufvertrag vom 12.9.1966 und Nachtrag vom 29.1.1971).

Peter Ihrler, 19. April 2001, 12. November 2005 und 4. Februar 2006


Quellen:
Pfarrbücher, Übergabevertrag von 1882, Notariatsverträge, Katasterauszug, Erzählungen von Johann Schneider (Onkel Hans), Klement Ihrler (Onkel Klement), Walburga Ihrler
Schöner Bericht vom Nachbarn (nicht der Maler!) Schwärzer Sepp in der Regensburger Straße 40