Chicago ca. 1913, Quelle: http://freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com/~ziemer/OLSON/ECKLUND/ecklund.html


Ausgewandert in die USA
Ihrler Schraufstetter Dunz Dorr Siebein



Als ich nach Informationen über die Auswanderung meines Großonkels, Michael Schneider, nach Argentinien gesucht habe, bin ich immer wieder auf Großmehringer gestoßen, die in die USA ausgewandert sind. Die Ergebnisse über die Großmehringer, die nach Argentinien ausgewandert sind, habe ich unter "Fünf Grossmehringer in Argentinien" zusammenfasst. Dabei konnte ich auch unter anderem herausfinden, dass ein Großmehringer zunächst nach Argentinien und später zu seiner Schwester nach USA ausgewandert ist.

Walburga Schraufstetter (Stammbaum) wanderte 1913 aus. Aus einer New Yorker Passagierliste kann man entnehmen, dass Walperger Schraufstetter am 07.07.1913 in New York mit dem Schiff George Washington ankam [1]. Ziemlich sicher landete sie wie die meisten Einwanderer auf der Insel Ellis Island, wo die Neuankömmlinge auf ihre Gesundheit und allgemeine Tauglichkeit für künftige US-Bürger geprüft wurden. Als Grund der Ankunft wird bei Wally "frd" angegeben. Bei anderen Passagieren steht als Grund entweder ein Verwandschaftsverhältnis (Bruder, Onkel) oder Freund (friend). Ob das frd eine Abkürzung für friend ist, glaube ich nicht. Auf keiner anderen Seiten der Liste habe ich die Abkürzung "frd" gesehen. Der dort angebene Bestimmungsort ist nicht ganz zu entziffern. Der Name geht mit "German ..." an. Vermutlich handelte es sich um eine deutsche (Einwanderungs-)Organisation (oder vielleicht doch um einen German Friend?).

Wally besuchte bereits 1923, inzwischen verheiratet, mit ihrem Ehemann Michael Portenhauser und Tochter Mildred Deutschland. Der Antrag ders Reispasses der Familie ist noch erhalten [5]! Der Pass wurde am 4. Dezember 1922 in San Francisco ausgegeben. Aus dem Antrag gehen viele Daten hervor: Der Vater von Michael hieß Lorenz und war bereits verstorben. Wally heiratete Michael am 18.09.1913, also zwei Monate nachdem sie in New York ankam. Sie kannten sich vielleicht schon ihrer Heimat her. Auch die Tochter Mildred, geboren am 15. Januar 1922 in San Francisco wird in der Pass aufgenommen. Michael ist kurz vor Wally, am 30.06.1913 aus Bremen eingewandert. Sie haben zunächst in Chicago, Illinois, und danach in San Francisco, Kalifonien, gelebt. Am 08.12.1921 wurde er US-Staatsbüger. Dekorateur wird als Beruf angegeben (ein andermal Maler). Als Grund für den Passantrag gibt Michael einen Verwandschaftsbesuch in Deutschland an. Als Termin der Reise schreibt er den 10. Januar 1922 mit dem Schiff George Washington aus New York auf. Hier hat er sich sicher um ein Jahr vertan, es sollte das Jahr 1923 und nicht 1922 sein. Franz Schraufstetter, der Neffe von Johann Schraufstetter, erzählte mir am 28.06.2012, dass sie auch in Straubing waren, wo ihr Mann herstammte. Am 11.03.1923 kamen sie wieder in New York an [6].   großes Foto


Aus einem Sterberegister [7] kann man entnehmen, dass Wally und Michael schon 4 Jahre vor der Geburt von Mildred eine Tochter hatten: Mary wurde 03.02.1918 in Chicago geboren und starb nach 4 Tagen.

großes Foto   Aus Adressbüchern von 1927 und 1935 [8] kann man entnehmen, dass die Familie in Evanston, Illinois, (nördlich von Chicago) lebte. Meine Mutter, Walburga Ihrler, erinnert sich, dass ihre Freundin, Johanna Dunz (Schwester von Katharina Dunz, siehe unten), nach dem 2. Weltkrieg Päckchen aus den USA bekam. Darunter waren auch hübsche Kleider, die nach dem Vorbild von Shirley Temple angefertigt wurden. Franz Schraufstetter berichtete ebenfalls von Päckchen mit Shirley Temple Produkten. Dies musste die Not leidenden Menschen damals in Deutschland sehr beeindruckt haben. 1953 findet man Wally Portenhauser allein in einer Passagierliste (11.08.1953 aus Bremerhaven kommend nach New York). Wally stirbt im Oktober 1972. Als ihr letzter Wohnort ist - ebenso in der Passagierliste von 1953, 60091 Wilmette, Cook, Illinois angegeben, nur wenige Kilometer von Evanston entfernt [9].


Maria Schraufstetter, geboren ca. 1895, ließ sich offensichtlich beim Besuch Walburgas 1923 überreden, folgte ihrer Schwester und kam am 19.10.1923 aus Bremen in New York an [3]. Ihr Neffe Franz Schraufstetter erzählte mir, dass sie dreimal Witwe wurde. Der erste Mann hieß vermutlich Veit oder Veith und sie heiratete ca. 1923 [10] . Aus dieser Ehe hatte sie die Tochter Maxine, die ca. 1925 geboren wurde. Diese Information geht aus der Volkszählung von 1930 [10] hervor. großes Foto.

Aus der Volkszählung kann man auch entnehmen, dass Maria inzwischen mit dem vermutlich zweiten Mann, Henry Kurz, verheiratet ist und Maxine die Stieftochter von Henry ist. Man kann auch herauslesen, dass beide das erste Mal mit 28 Jahren heirateten, Henry 1923 aus Deutschland eingewandert ist und 49 Jahre alt ist.

Von Maxine fand ich ein Dokument aus dem Jahre 1942. Sie ging als 16-jährige in die New Trier High School in Winnetka, Illinois. [11]. Es gibt eine Sterbenotiz von einer Maxine W Kurz am 12.03.1966 [12]. Es handelt sich allerdings vermutlich nicht um die gleiche Maxine Kurz, da Katharina Dunz (siehe unten) laut einer E-Mail ihrer Tochter aus den USA vom 13.07.2012 noch Kontakt mit ihrer Cousine haben soll.


Aus den Hamburger Passagierlisten können wir entnehmen, dass Johann Schraufstetter und Ludwig Braun am 20. April 1921 von Hamburg mit dem Schiff nach Buenos Aires gereist sind. Johann war Schmied, vermutlich hatte er die Schmiede seines Vaters übernehmen sollen. Da dieser aber früh starb und die Witwe einen Ostermeier heiratete, ging die Schmiede an einen Sohn dieser zweiten Ehe. Johann hatte den Spitznamen "Der Schmiedzündler". Er zündelte als Kind beim Nachbarn Mühlbauer und es brannte ein Teil des Hofes nieder. Vermutlich waren die entgangene Schmiednachfolge oder die Brandmarkung durch den Spitznamen - oder auch beides - der Grund auszuwandern. Franz Schraufstetter, der Neffe von Johann Schraufstetter, berichtete mir am 28.06.2012, dass sein Onkel ledig nach Amerika ausgewandert sei, "John" genannt wurde, nicht geheiratet und keine Kinder hatte. Sterberegister und Volkszählung aus den USA zeigen, dass Johann 1927 in die USA einwanderte und bei seiner Schwester Wally in der Nähe von Chicago wohnte [5]. Er ist am 7. Juni 1946 im Alter von 53 Jahren gestorben. Vermutlich ist er direkt von Argentinien nach USA umgesiedelt.

Katharina Dunz und Johann Dorr (1918-2005) wanderten in den 50er Jahren nach USA aus. Die Mutter von Katharina, Barbara Dunz, geb. Ostermeier, war eine Halbschwester zu den oben erwähnten Schraufstetter. Johann Dorrs Mutter Maria war eine geborene Ihrler (Maria Ihrler, 1886-1958). Sie haben zwei Töchter, die in den USA leben. Katharina und Johann lebten bis zum Tod von Johann einige Jahre wieder in Großmehring. Nach dem Tod zog Katharina wieder in die USA zu einer Tochter.

großes Foto   Vom Kleinmehringer Zweig der Ihrler zog ein Josef (1865-1927, Heirat am 17.9.1895 mit Katharina Kirzinger) nach Ingolstadt. Ein Teil der Nachkommen lebt heute in Ingolstadt (Otmar Ihrler), ein Teil lebt in Mallersdorf (Niederbayern). Georg Ihrler kam am 11. August 1928 aus Bremen mit dem Schiff Berlin in New York an. Er war erst 22 Jahre alt, ledig und von Beruf Schlosser. Als Geburtsort gab er Ringsee, das heute zu Ingolstadt gehört, an, als letzten Wohnort Ingolstadt [13]. Fanny Ihrler kam am 14. Februar 1930 mit dem Schiff Hamburg aus Hamburg in New York an. Ihr Alter in der New Yorker Passagierliste ist mit 27 angegeben, ledig, von Beruf Schneiderin. Sie ist ebenfalls in Ringsee geboren [14].

In anderen US-Dokumenten habe ich keine weiteren Hinweise mehr auf die Geschwister gefunden. Auf Fotos, die ich in http://www.flickr.com/photos/mayer8ha/collections/72157621930853915/ gefunden habe, schreibt Herbert Alfred Mayer von seiner Mutter Fanny Ihrler und seinem Onkel Georg und zeigt dort unter anderem folgende Fotos:

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Quelle: [15]
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Quelle: [16]
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Quelle: [17]


In der US-Volkszählung 1920 findet sich Gustave Ihrler [18]. Gustave ist in der Liste mit 30 Jahren aufgeführt, also etwa 1890 geboren in Minnesota. Sein Vater war in Deutschland geboren. Wohnort ist Quincy, Olmsted, Minnesota, Beruf ist Farmer. Die Farm befindet sich etwa 180 km südöstlich von Minneapolis. Bei Eigenheim steht die Bemerung "gemietet". Ob er eine eigene Farm hatte, ist deshalb ungewiss. Seine Frau heißt Clara S Ihrler, ist 19 Jahre. Ihr Vater war in Minnesota geboren, die Mutter in Deutschland. Der Sohn Beryl G Ihrler (wieder die Anmerkung: Beryl G Shake) ist mit 0 Jahren angegeben. Woher aus Deutschland diese Ihrler kamen, konnte ich bislang nicht herausfinden.
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Betty Ihrler, geb. ca. 1915, traf am 4. Juni 1950 von Le Havre, Frankreich kommend mit dem Schiff in New York ein. [19] Babette Ihrler, geb. ca 1916, kam am 25. Februar 1952 aus Rotterdam in New York an. [20] Beide geben den gleichen Zielort an: Clinton, New York (in der Nähe von Syracuse, südöstlich vom Ontariosee). Bei Babette ist bei Nationaliät deutsch, bei Betty staatenlos angegeben.

Ihrler, die heute noch in den USA diesen Namen haben, fand ich nicht.

Maria Schneider (Mentlwastl), geb. am 21.1.1899, eine Großtante von mir, ging 1952 im Alter von 53 Jahren nach Kanada mit der Absicht für immer dort zu bleiben. Allerdings kehrte sie nach 7 Jahren wieder zurück nach Bayern. In der "Familienchronik der Schneider" [21] beschreibt sie ihr reiselustiges Leben.

Weitere Großmehringer Auswanderer sind die Geschwister vom oben erwähnten Johann Dorr: Anton Dorr und Julia Dorr. Anton ist laut meiner Mutter vor Johann kurz nach dem 2. Weltkrieg ausgewandert. In den 1970er (?) Jahren zog ein weiterer Dorr, eine Neffe dieser Geschwister, von Großmehring in die USA.

Vermutlich schon vor dem 1. Weltkrieg ist Alois Siebein, geb. 15. April 1891, ausgewandert. Hier findet sich ein Nachruf aus Florida von seinem Sohn Walter [23]. Eine Nichte, Maria Siebein geboren 1936, folgte ihm. Maria ist die Schwester des Landwirts Michael Siebein, geb. 1925, und Rosa Siebein (verheiratet Huber), geb. 1928. Maria heiratete in New York Rosario Vala, der aus Krk (gehörte bis nach dem 2. Welkrieg zu Italien) stammte.

Simon Schermbach, geboren am 15. August 1802 in Prunn, ist der älteste Hinweis auf einen Auswanderer, den wir zufällig in einer Notiz in einem Traubuch gefunden haben:
"ist den 9ten Juli 1854 nach Amerika ausgewandert mit Einwilligung seines Eheweibes, die in Großmehring zurückgeblieben ist." [22].
Er hat 1833 in Großmehring, Haus Nr. 35, Anna Maria Reiter, geborene ca. 1793 in Münchsmünster, geheiratet. Sie war die Witwe von Joseph Absbacher, Zimmermann.
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Quellen:
[1]    Walburga Schraufstetter, USA
[2]    Wally Schraufstetter besucht 1923 ihre Heimat
[3]    Maria Schraufstetter (Köchin, USA)
[4]    Hamburger Passagierlisten
[5]    Reisepass der Portenhauser
[6]    Volkszählung in den USA. Das Alter von Johann Schraufstetter ist vermutlich falsch
[7]    Sterberegister 1918 Mary Portenhauser
[8]    Adressbuch von 1935 Portenhauser
[9]    Wally`s Tod
[10]  Maria Schraufstetter Vokszählung 1930
[11]  Maxine: Jahrbuch der New Trier High School
[12]  Maxine: Vermutlicher Tod 1966
[13]  Passagierliste 1928 Georg Ihrler
[14]  Passagierliste 1930 Fanny Ihrler
[15]  Flickr Foto Fanny Ihrler 1920(http://www.flickr.com/photos/mayer8ha/3826290141/)
[16]  Flickr Foto Fanny Ihrler USA(http://www.flickr.com/photos/mayer8ha/3827171538/)
[17]  Flickr Foto Georg (http://www.flickr.com/photos/mayer8ha/3826290847/)
[18]  Volkszählung 1920, Gustave Ihrler
[19]  Passagierliste New York, Betty Ihrler
[20]  Passagierliste New York, Babette Ihrler
[21]  Familienchronik der Schneider von Rudolf Stingl
[22]  Simon Schermbach, Trauungsregister 1833 Großmehring
[23]  Todesgedenken/Nachruf von Walter Sielbein, Nachfahre von Alois Siebein


Peter Ihrler, 14.07.2012, 21.04.2024